In Nürnberg Musik und Geschichte erlebt

Stadtführung„O Freunde, nicht diese Döne!“ könnten Schiller oder Beethoven gedacht haben, wenn sie sich unserer Altstadtführung angeschlossen hätten, die uns – das waren der Musik-LK 11 von Frau Hettich (die krankheitsbedingt von Frau Kommer-Fuoß vertreten wurde) und die Geschichtsleistungskurse 11 und 12 von Herrn Hallmeyer - gleich nach der Ankunft in Nürnberg als erster Programmpunkt erwartete. Denn unser Stadtführer wusste zwar sehr viel, aber zum einen war der fränkische Dialekt doch etwas gewöhnungsbedürftig, zum anderen sprach er so schnell, dass man vor allem seinen Anspielungen kaum folgen konnte. Und der Rest ging fast unter im strömenden Regen. Nach der für viele von uns nassesten Stadtführung aller Zeiten durften wir uns im Hostel stylen, um zum nächsten Höhepunkt zu eilen: ein Konzert des „National Symphony Orchestra Washington“ mit der weltbekannten Violinistin Hilary Hahn in der Meistersingerhalle!
Gruppenbild in der Meistersingerhalle„O Freunde, nicht diese Töne!“ könnte da erneut mancher von uns insgeheim gedacht haben, wenn er das Gedicht von Schiller oder dessen Vertonung durch Beethoven gekannt hätte. Denn für einige war es zwar ein Erlebnis, den imposanten Konzertsaal zu betreten, aber die Musik war doch für manchen außerhalb des Musik-LK´s eine echte Grenzerfahrung. Denn gegeben wurde eben nicht die als „Europahymne“ bekannte „Ode an die Freude“ als Teil der 9. Symphonie, sondern neben Werken von Alban Berg, Erich Wolfgang Korngold und dem zeitgenössischen Komponisten Carlos Simon (der sogar im Publikum anwesend war!) Beethovens 3. Symphonie, „Eroica“, die ursprünglich Napoleon gewidmet war und nun „Sternchenthema“ des Musikabiturs ist. Diejenigen, die den Abend als musikalischen Hochgenuss empfanden, wurden noch mit Zugaben von Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart belohnt.
Auf dem ParteitagsgeländeDer nächste Tag stand ganz im Zeichen des Faches Geschichte, denn am Vormittag hatten wir eine dreistündige Führung über das Reichsparteitagsgelände, dessen nur zu einem geringen Teil fertiggestellten Gebäude bis heute Zeugnis ablegen für das Scheitern des vermessenen Gigantismus der Nationalsozialisten. Nach der überaus kompetenten, aber eben auch anstrengenden Führung hatten wir uns alle eine längere Pause verdient, so dass wir uns grüppchenweise in die Innenstadt aufmachten, um Nürnberg individuell für uns zu entdecken. Anschließend trafen wir uns am späten Nachmittag am Nürnberger Justizpalast, wo wir eine sehr informative Führung zu den Nürnberger Prozessen erhielten, bei denen im Saal 600 die Mitglieder der obersten Führung der Nationalsozialisten – so weit sie überhaupt festgenommen werden konnten – ab 1945 juristisch zur Verantwortung gezogen wurden. Diese Prozesse sind deshalb eine Besonderheit, weil sie als juristische, technische und mediale Im JazzkellerInnovation enormen Einfluss auf das Völkerstrafrecht hatten, wie wir es heute etwa mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag kennen. Viele von uns waren allerdings erstaunt, wie milde damals manche Urteile angesichts der monströsen Verbrechen an der Menschlichkeit ausgefallen waren.
Das leckere Abendessen im gemütlichen Lokal „Zum Spießgesellen“, wo jeder von uns etwas nach seinem Geschmack fand, tat danach allen gut.
„O Freunde, nicht diese Töne!“ hieß es für einige dann erneut, für die das an diesem Abend anstehende Jazzkonzert eine musikalische Grenzerfahrung aus einer ganz anderen Richtung als tags zuvor das klassische Konzert darstellte. In dem typischen Jazzkellergewölbe senkten wir den Altersdurchschnitt des Publikums durch unsere Anwesenheit drastisch, wie auch der Jazzclubbetreiber bei seiner Ansage der Band „svm3“ launig anmerkte. Nicht jeder von uns war bei seinem Versuch, dem dargebotenen Musikstil eine Chance zu geben, erfolgreich, obwohl die Virtuosität der Musiker durchaus wahrgenommen wurde, und so machten sich manche in der Pause nach dem ersten Set auf den Weg in die Innenstadt, um den Abend etwas mehr nach ihren individuellen Interessen ausklingen zu lassen.
Und am nächsten Tag ging´s dann schon wieder nach Hause, nach drei abwechslungsreich vollgepackten Tagen – manch einer mit dem Wunsch im Gepäck, Nürnberg zu einer wärmeren Jahreszeit wieder einmal einen Besuch abzustatten.

Jürgen Hallmeyer

 

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